Fragen und Antworten

Was wollen wir dadurch erreichen?

Eine Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe kann die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit als schützenswertes Kulturgut verbessern. Zudem erfährt das Kulturgut eine Wertschätzung als etwas Einmaliges und Wegweisendes für das internationale Klettern. Es ist wichtig, dies für zukünftige Generationen zu erhalten. Diese Würdigung ist nach unserer Ansicht in der letzten Zeit nicht ausreichend vorhanden. Durch die Anerkennung als IKE können Kernelemente des Sächsischen Bergsteigens auch besser vor Veränderungen von Außen geschützt werden. Zum Beispiel wenn es darum geht, traditionelle Rechte des Sächsischen Bergsteigens zu schützen, wie folgendes Beispiel zeigt: Aufgrund der in den letzten Jahren deutlich zugenommenen touristischen Nutzung des Gebirges, weichen immer mehr Wanderer auf Kletterpfade aus. Dies führt zu einer Überstrapazierung und Mehrbelastung der Natur. Dadurch entsteht die Sorge, dass dies zu einer Einschränkung der Benutzung solcher Wege führt ohne, dass Bergsteiger einbezogen werden. Eine offizielle Anerkennung der Kultur des Bergsteigens in Sachsen würde das Klettern gegenüber dem „normalen“ Tourismus abgrenzen und die derzeitig einmaligen Sonderrechte innerhalb eines Nationalparks schützen. Zum Bergsteigen in Sachsen gehört auch ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur. Dies soll als ein zentrales Element der Kulturform gewürdigt und ins Bewusstsein gerückt werden.

Mit der Waldschlöschenbrücke hat Dresden negative Erfahrungen mit dem materiellen Kulturerbe gemacht. Schränkt die Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe die Weiterentwicklung z.B. von Kletterreglen ein?

Das Immaterielle Kulturerbe bedeutet nicht, dass die Form des Kulturgutes konserviert und unverändert beibehalten werden muss. Dies bedeutet, die derzeitigen Entwicklungsmöglichkeiten werden nicht eingeschränkt. Wie bisher bleibt ein Gestaltungsspielraum bestehen im Rahmen der Kletterregeln, des Naturschutzes und des Kerngedankens des Bergsteigens in Sachsen.Es ist von der UNESCO gewünscht, dass sich Immaterielles Kulturerbe kreativ weiterentwickelt, da dies eine Grundlage einer lebendigen und gelebten Kultur ist.


Bedeutet die Aufnahme als Immaterielles Kulturerbe eine finanzielle Unterstützung des Sächsischen Bergsteigens?

Nein, eine automatische finanzielle Unterstützung des Immateriellen Kulturerbes erfolgt nicht. Es gibt aber unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit zur finanziellen Förderung. Dazu müssten dann entsprechende Anträge gestellt werden.


Wer darf bei der Formulierung des Antrags mitwirken?

Jeder, der sich als Kulturtragende/-r des Bergsteigens in Sachsen sieht, war dazu eingeladen, sich an der Bewerbung zu beteiligen. Wir haben alle betroffenen Sektionen über die Bewerbung informiert und darum gebeten, uns zu unterstützen. Schlussendlich bestand die Arbeitsgemeinschaft aus fünf Mitgliedern des SBB.


Welche Konsequenzen und eventuelle Nachteile ergeben sich mit der Aufnahme des Sächsischen Bergsteigens als Immaterielles Kulturerbe? 

Mit dem Ziel, das Bergsteigen in Sachsen auf die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes zu setzen, können Ängste einhergehen. Zum Beispiel, dass es zu einem stärkeren Tourismus und einer noch weiteren Übernutzung der Wege und Zustiege kommt. Sächsisches Klettern ist etwas, das nach unserer Einschätzung in Gefahr ist. Ein Boom ist angesichts des Zeitgeistes kaum zu erwarten, deshalb bedarf die Kulturform sorgfältiger Pflege zum Erhalt – ein Hauptanliegen unserer Bewerbung. Wenn das Augenmerk auf das Bergsteigen in Sachsen gelenkt wird, kann es passieren, dass an die Kulturtragenden größere Erwartungen gestellt werden, z.B. ökologisch, sozial und ökonomisch (nachhaltig) mit der Natur, Menschen und Ressourcen umzugehen und sich stärker in Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen zu positionieren. (z.B. Umgang mit Diversity, Datenschutz, barrierefreier Zugang zu allen öffentlichen Informationen wie Koordinaten zu Boofen, kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte)

Wird dadurch eine erhöhte Aufmerksamkeit auf das Sächsische Bergsteigen bezweckt?

Es soll keine Werbung mit einem solchen Titel erfolgen um mehr Klettertouristen anzuziehen. Der Titel des Immateriellen Kulturerbes darf ausdrücklich nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden. Es geht vielmehr um eine lebendige, gelebte Kultur. Der Titel kann jedoch genutzt werden, um die Weitergabe der Kulturform zu fördern und um die Aufmerksamkeit auf die positiven Seiten des Kletterns in Sachsen zu lenken.

Folgen dann vermehrte Kletterkurse zum Weitergeben der Traditionen?

Der SBB strebt mehr Kurse zur Ausbildung im Sächsischen Klettern an. Die Weitergabe der Traditionen ist ein erwünschter Nebeneffekt.


Was ist der Unterschied zwischen materiellen und Immateriellen Kulturerbe?

Bei Immateriellen Kulturerbe handelt es sich im Kern um Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten die nicht konkret greifbar und oft auch nicht so einfach sichtbar sind. Beispielsweise gehören dazu Sprache, Künste, Rituale, Umgang mit der Natur oder Handwerkstechniken. Bei materiellem Kulturerbe handelt es sich um konkret greifbares wie z.B. eine Kulturstätte oder Landschaft. Das materielle Kulturerbe soll meist so erhalten bleiben wie es ist. Beim immateriellen Kulturerbe ist hingegen eine Musealisierung des Kulturerbes nicht erwünscht.

Welche thematisch naheliegenden anderen Bewerbungen für das Immaterielle Kulturerbe gibt es?

Das Alpine Bergsteigen wurde im Dezember 2019 sogar als Weltkulturerbe anerkannt.

Schränkt die Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe den Zugang zum Klettern nur auf bestimmte Personen in der Sächsischen Schweiz ein?

Nein. Zum Sächsischen Bergsteigen gehört, dass die Teilnahme am Klettern prinzipiell jedem offen steht.

Was ist denn Besonderes am Sächsischen Bergsteigen im Vergleich zum Klettern in anderen Regionen?

Aus unserer Sicht handelt es sich beim Bergsteigen in Sachsen um eine entscheidende und reichhaltige Kulturform, die das weltweite Freiklettern mit begründet hat (eine Wiege des Freikletterns).

Es gibt mehrere Arten von Immateriellen Kulturerbe. Welcher Art soll Sächsisches Bergsteigen werden?

Folgende Arten des Immateriellen Kulturerbes gibt es: mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen; darstellende Künste; gesellschaftliche Bräuche, (jahreszeitliche) Feste und Rituale; Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; traditionelle Handwerkstechniken und andere Arten. Das Sächsische Bergsteigen hat so viele Elemente, dass man es bei mehreren Kriterien zuordnen kann. Zum Beispiel wird der respektvolle Umgang mit Fels und Wald von Generation zu Generation weitergegeben. Den traditionellen Handwerkstechniken lässt sich das Legen von Schlingen zuordnen.


Wie erfolgt die Aufnahme als Immaterielles Kulturerbes?

Einzelne Menschen oder Gruppen von Menschen schlagen ihre Kultur als Immaterielles Kulturerbe vor. Dies erfolgt in Form einer Bewerbung. Jedes Bundesland wählt aus allen Vorschlägen bis zu vier Vorschläge aus und leitet diese an die Kultusministerkonferenz weiter. Ein nationales Expertenkomitee der UNESCO prüft die Vorschläge und empfiehlt eine Auswahl. Im Anschluss bestätigt die Kultusministerkonferenz und der/die Bundesbeauftragte die Empfehlung.

Unter welchen Bedingungen kann der Titel als Immaterielles Kulturerbe wieder aberkannt werden? 

Eine Aberkennung kann es unter extremen Gründen z.B. Verletzung von Menschenrechten geben. Dies ist bisher einmal beim „Straßenkarneval von Aalst“ vorgekommen.

Geht es um nationales Immaterielles Kulturerbe oder Immaterielles Weltkulturerbe?

Mit diesem Antrag bezwecken wir „nur“ eine Aufnahme als nationales Immaterielles Kulturerbe.